Der Primat in uns

„Perfide ist“, schreibt Arno Frank im SPON, „dass sich die Bilder der Gewalt an den Primaten in uns richten. Der verängstige Affe muss der Gefahr ins Auge sehen. Wenn er in Sicherheit ist, tut er das sogar ganz gern. Wie die Tat liegt auch die Reaktion darauf bei jedem Einzelnen. Jeder kann sich hier, wenn er ehrlich ist, über den Grad seiner eigenen Zivilität und Widerstandsfähigkeit befragen.“

Zunächst einmal lieber Hobby-Primatologe und Küchen-Psychologe, wir sind Primaten und gehören mit Orang-Utans, Gorillas und den beiden Schimpansen-Arten zu den großen Menschenaffen. Deine freudianisch inspirierte Küchen-Psychologie (der Primat in uns, der immer in Gefahr ist auszubrechen und durch Kultur gezähmt werden muss) ist allerdings aus einem anderen Grund noch problematischer: die Repräsentation abwesender Handlungen ist bei nicht-menschlichen Primaten nicht oder kaum vorhanden. Das Wissen-Wollen, die soziale Neugier, die Gier nach Sensationen und nach Klatsch und Tratsch, ist ja gerade ein distinktives Merkmal des Menschen, das vermutlich mit der Entwicklung der menschlichen Sprache zusammenhängt.

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