Gisela Jacobius – Jüdische Zeitzeugin

Am 8. Mai 2003 sprach Gisela Jacobius mit Till Nikolaus von Heiseler

Bis Anfang 1943 lebte Gisela Jacobius, 1923 in Berlin geboren, mit ihren Eltern in der Neanderstraße in Berlin-Mitte. Von 1939 bis 1942 konnte sie in der Berufsfachschule für Mode, Graphik und Dekoration der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland noch eine Ausbildung absolvieren. Danach musste sie Zwangsarbeit leisten. Im Januar 1943 entschloss sich die dreiköpfige Familie, “illegal” zu leben, um sich der Deportation zu entziehen. Die meiste Zeit war die Familie getrennt untergebracht. Gisela Jacobius hatte mehr als sieben Quartiere und zahlreiche Retter und Helfer, mit denen sie unterschiedliche, zuweilen auch sehr problematische Erfahrungen machte.

Den April 1945 verbrachte sie mit ihren Eltern in der Schwedischen Kirche in Berlin-Wilmersdorf, die zahlreichen untergetauchten Juden zur Zuflucht wurde. Bittere Ironie des Schicksals war, dass die jüdische Familie Jacobius nach der Befreiung in die Sowjetunion verschleppt wurde, wo sie sich in Krasnogorsk als Zwangsarbeiter wiederfanden. Erst nach einem Jahr, im Juni 1946, gelangten sie wieder nach Berlin.